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3. Europäischer Seniorenkongress

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Ob Klimakrise oder Digitalisierung: Zukunft nur mit Jung und Alt gemeinsam – Freiheit und Respekt als Werte Nummer eins

Ob Klimakrise mit bald über 40 Grad heißen Sommern, immer mehr Digitalisierung statt menschlicher Kontakte oder zunehmende staatliche Reglementierung während der Corona-Pandemie: Die aktuell großen Probleme unserer Zeit lassen sich in Europa nur in einem grenzüberschreitenden gemeinsamen Agieren von Jung und Alt bewältigen, wobei die Grundwerte Freiheit des Einzelnen und Respekt gegenüber anderen laut Umfragen ganz oben stehen. Das ist das Ergebnis des 3. Europäischen Seniorenkongresses der Großregion, der am letzten Oktoberwochenende rund 100 Senioren und Jugendliche aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Lothringen, Luxemburg sowie der belgischen Wallonie zu Wissenschaftler-Referaten und Workshops in Metzt zusammenführte. Eingeladen hatten zu dem Kongress in der Universität von Lothringen die Seniorenorganisationen Europ’age Saar-Lor-Lux (Saarbrücken), GERO Kompetenzzenter fir den Alter (Luxemburg), UCP (Nancy), und UTAN (Namur/Belgien).

Vor dem Hintergrund der noch immer nicht bewältigten Corona-Pandemie warf Direktor Patrick Barthel vom Deutsch-Französischen Zentrum der Universität Metz die Frage auf: „Sollen wir Krankenschwestern und Kellner in Restaurants zwingen, sich impfen zu lassen oder ihnen dabei die freie Wahlmöglichkeit geben ? Wollen wir weiter die uneineingeschränkte Meinungsfreiheit im Netz und akzeptieren dabei auch gelegentliche Hassbotschaften und Unwahrheiten?“ Solche Fragen wurden in drei Workshops zu Themen wie „Vernetzt und einsam ?“, „Generationsübergreifende Aufgabe Klimaschutz“ und „Bürgerschaftliches Engagement für Europa“ ebenso lebhaft wie auch teils kontrovers mit unterschiedlichen Lösungsansätzen diskutiert. Eine Workshop-Umfrage, deren Ergebnis Helmut Giesen von der Landesseniorenvertretung Rheinland-Pfalz vortrug,  ergab jedoch: Die Werte Freiheit und Respekt rangieren für Jung und Alt mehrheitlich noch vor den Rechten auf Leben, Sicherheit und Unversehrtheit.

Während die langjährige saarländische Europaabgeordnete und CDU-Politikerin Doris Pack dafür warb, dass Senioren und Jugendliche ohne neue Grenzschließungen wie zu Anfang der Corona-Krise die Probleme der Zukunft gemeinsam anpacken und sich dabei ständig weiterbilden und zu kulturellen Veranstaltungen treffen, zeigte der Luxemburger Diplom-Soziologe Andreas Heinen, dass Generationenbeziehungen heute von einer insgesamt großen Solidarität gekennzeichnet sind. So fühlen sich laut Forschungsergebnissen in Luxemburg drei Viertel aller Jugendlichen von ihrer Familie und Älteren unterstützt. Während des Höhepunkts der Corona-Krise, die den Jüngeren Discobesuche und Treffen mit Freunden verbot und umgekehrt den Älteren nicht einmal persönliche Kontakte zu Familienmitgliedern in Kliniken und Heimen ermöglichte, litt, laut Soziologe Heinen, die Lebenszufriedenheiten beider Generationen gleichermaßen. Dabei akzeptiert und unterstützt die Mehrheit der Jugendlichen die Corona-Schutzmaßnahmen und setzt diese um. Erstaunlich aber auch: Jeder fünfte Jugendliche wünscht sich laut der erwähnten Umfrage noch schärfere Maßnahmen gegen die Pandemie, um so auch die eigenen Großeltern gesundheitlich mehr zu schützen.

Zur „generationsübergreifenden Aufgabe Klimaschutz“ erklärte Prof. Susanne Hartard vom Umwelt-Campus Birkenfeld der Universität Trier: „Es geht nur gemeinsam, auch wenn die gut informierten Jüngeren Angst haben, nicht mitgestalten zu können, und die Älteren der Nachkriegsgeneration wissen wie nachhaltiges Leben geht, ohne Lebensmittel in die Mülltonne wegzuwerfen“. So sei es durchaus legitim und gut, wenn Jugendliche bei Fridays for Future auch mit Omas für Future für die gleichen Ziele auf die Straße gingen, die da heißen: Energie-, Verkehrs-, Ernährungs- und Rohstoffwende. Und da, so die rheinland-pfälzische Umweltexpertin, seien die Politiker mit künftig besseren Maßnahmen für den öffentlichen Nahverkehr und größerer finanzieller Förderung für private Klimaschutzmaßnahmen, ebenso gefordert wie die Senioren selbst: „Sieben von zehn Rentnerautos sind eigentlich zu große SUVs und Vans. Und obwohl in der Großregion Saarland/Lothringen jeder Zweite im Eigenheim wohnt, ist die energetische Gebäudesanierung der derzeit einzige Bereich, in dem die Klimaschutzziele verfehlt werden“. Als Ursachen hierfür machte Hartad unter anderem hohe Kosten sowie auch Scheu im Alter vor dem oft großen Renovierungsaufwand für Dämmung, neue Heizungen, Bäder, Fenster oder Solardächer aus.

Zum Thema fortschreitende Digitalisierung wurde auf dem Kongress darauf verwiesen, dass heutzutage selbst zwei Drittel der 70- bis 80-Jährigen in der Großregion schon Zugang zu Internet haben und oftmals ein Smartphone nutzen, dass aber bei über 80jährigen eine deutliche digitale Kluft besteht und diese ältere  Generation mit Online-Banking und Bezahlen ohne Bargeld oft ebenso überfordert ist wie mit digitalen Behördengängen oder dem Problem wachsender Einsamkeit. Hier, so hieß es, sei die Jugend mehr gefordert, den Älteren Hilfestellungen zu geben. Und vielleicht können die Jüngeren die Älteren dann ja auch davon überzeugen, dass fleischarme oder gar vegane Kost ebenso klimafreundlich und nachhaltig sind wie die Vermeidung von Plastikmüll, die energetische Gebäudesanierung oder auch der Verzicht auf Flugreisen und Kreuzfahrten.

Der Kongress ist ein Beitrag im Rahmen des Projekts Interreg Senior Activ‘ www.senioractiv.eu

sowie eine Beteiligung an der „Conférence pour l’avenir de l’Europe“.

Udo Lorenz (traduction Esther Ribic)

Europ’age Saar-Lor-Lux e.V.

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